Thomas Szamek
Wachsames Grenzorgan von beamtlicher Qualität, dem kaum etwas entgeht.
Unsere bereits 4. Theatersaison starten wir mit einem etwas vergessenen Stück von Ödön von Horvath. Mit „Hin und Her“ haben wir uns ein eher unbekanntes Stück des großen Autors ausgesucht, das aber auf jeden Fall wert ist, aus der Versenkung gehoben zu werden.
Er hat’s nicht leicht, der liebe Herr Havlicek, der sein Le-ben lang als Drogist in seinem vermeintlichen Heimatland gearbeitet hat. Als es mit seinem Geschäft bergab geht, sehen sich die Vertreter des Gesetzes veranlasst, ihm auch die Aufenthaltsbewilligung – geboren ist er ja woan-ders – zu entziehen.
Doch die Ausweisung erweist sich als delikate Angelegen-heit: Gehört ein Mensch dorthin, wo er geboren ist, oder dorthin, wo er den Großteil seines Lebens verbracht hat. Die Grenzorgane beider infrage kommenden Staaten plä-dieren jedenfalls stets für die Abschiebung in das benach-barte Land.
Als dann noch die beiden Staatsoberhäupter zu einer ge-heimen nächtlichen Konferenz antreten und ein gerisse-ner Schmuggler versucht, die ganze verfahrene Situation zu seinen Gunsten zu nutzen, gerät das fragile Gleichge-wicht der Mächte endgültig aus den Fugen.
Mit den Mitteln der Posse nähert sich Horvàth hier einem äußerst heiklen Thema an, doch berührt er gerade damit die Problematik in ihrem Kern: Lächerlich ist, was hier passiert, lächerlich sind Staatsbeamte und Staatschefs, lächerlich sind auch die Gesetze, die Menschen zu „amtli-chen Fällen“ degradieren. Zum Weinen ist allerdings, was dadurch an Leid der Betroffenen verursacht wird. Und ge-nau diese Gratwanderung, dieses Hin und Her zwischen Skurrilem und Tragischem, macht den besonderen Reiz dieses Stückes aus.
Schmugglerbraut und Kennerin von so ziemlich allem, was auf dem Drogenmarkt zu haben ist.
Szameks Tochter, wie Havlicek oft auf der Brücke unterwegs, allerdings aus anderen Gründen.
Ebenfalls Grenzorgan, unbestechlich, bewaffnet und gefährlich, aber sehr freundlich.
Ministerpräsident des rechten Ufers, penetrant rücktrittsreif, aber für eine Überraschung gut.
Wirtin, die in ihrer Offenheit für Grenzgänger stets bereit ist, an ihre Grenzen zu gehen.
Ministerpräsident des linken Ufers, sieht penetrant nichts, aber dementiert alles.
Ins Ausgewiesensein eingewiesener Grenzgänger zwischen zwei Welten.
Immer bemüht, einen großen Fisch zu fangen. Steht besonders auf Hecht.
Ein Oberschmuggler, besonders bewandert im Beschreiben des Klosteralltags.
Mehr oder weniger leidenschaftliche Würmersammlerin, die spät aber doch die richtigen findet.
Mit Bajonett ausgestatteter Gendarm. Besonders gut im Ausdrücken von Blutblasen.